Warmes Herbstwetter, Alpen-Panorama und ein Bier in guter Gesellschaft erwartete die Legionäre in Bad Reichenhall. Das mussten sie sich aber erst durch 80-Minuten intensives Rugby verdienen. Es wurde das bisher härteste Spiel für die Augsburger Rugger, die bisher ohne Punktverlust durch die Liga marschierten. Ganz anders die Situation bei den Gastgebern. Trotz sehr guter Leistungen verließ man bisher immer als Verlierer den Platz.
Mit dementsprechender Entschlossenheit starteten die Gastgeber dann auch in die Partie. Mit wuchtigen Phasen wurde die sichtlich beeindruckte Augsburger Verteidigung Stück für Stück zurück gedrängt. So dauerte es nur bis zur fünften Minute ehe die Hausherren den ersten Versuch der Partie legen konnten. Die Erhöhung war erfolgreich. 7:0. Eine vollkommen neue Situation für die zuletzt erfolgsverwöhnten Legionäre. Routiner Denis Jaschik fand die richtigen Worte „Die Jungs […aus Reichenhall…] haben heute Bock auf Rugby! Wollen wir mitspielen?“ Die Antwort lieferten er und seine Mitspieler auf dem Platz. Der eigene Ankick wurde erobert und nur wenige Phasen später tankte sich Lennart Abelmann-Brockmann mit viel Willen zum Ausgleich über die Linie.
Damit war das Abtasten vorbei. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier und es entwickelte sich ein knüppelhartes aber faires Spiel. Die Feldüberlegenheit lag auf Seiten der Hausherren doch die Augsburger verteidigten stark. Besonders Scrum-Half Michele Stelluto setzte genug Tackles für 3 Spiele und verdiente sich mit seiner starken Leistung den Titel „Man of the Match“. Dennoch waren es die Bad Reichenhaller die den nächsten Versuch zum 12:7 legten. Aber wie zuvor ließ die Antwort nicht lange auf sich warten. Der pfeilschnelle Fullback Maxim Marsal war am linken Seitenaus nicht mehr zu bremsen und stellte zum zweiten Mal in dieser Partie den Spielstand auf Unentschieden. 12:12. Nur wenig später war es noch einmal Lennart Abelmann-Brockmann mit seinem zweiten Versuch, der die Legionäre erstmals in Führung brachte. Am Spielgeschehen änderte das allerdings nichts. Die optische Überlegenheit für den Gastgeber blieb bestehen und die Gäste ließen viel Kraft in der Verteidigung. Das war vermutlich auch der Grund, dass man sich in den letzten Minuten der ersten Hälfte zu einigen Undiszipliniertheiten hinreißen ließ. Durch sehr viel Glück blieben diese ungeahndet. Der Pausenpfiff kam genau zur richtigen Zeit um etwas durchzuatmen.
Die zweite Halbzeit begann perfekt für die Legionäre. Der eigene Ankick wurde gewonnen. Und mit einigen zügigen, kontrollierten Phasen legte man bereits kurz nach Wiederanpfiff den vierten Versuch durch Denis Jaschik und sicherte sich den Extrapunkt und mit 12:24 eine relativ komfortable Führung. Doch dadurch ließen sich die Hausherren nicht aus dem Konzept bringen und machten weiter Druck, agierten aber kurz vor der Try-Line zu hektisch und vergaben einige guten Chancen. Es dauerte bis zur 59. Minuten bis sie dann doch noch auf 17:24 heran kamen. Ein erhöhter Versuch hätte also zu einem Unentschieden geführt.
Damit war alles bereit für eine spannende Schlussphase. Kapitän Patrick Hase, der zu diesem Zeitpunkt bereits verletzungsbedingt ausgewechselt war, sprach später von „kurz vor dem Herzinfarkt“. Mehrmals drangen die Reichenhaller bis direkt ans Augsburger Malfeld vor, doch die Verteidigungslinie hielt. Mit der letzten Aktion des Spiels legte Denis Jaschik noch seinen zweiten Versuch des Tages zum 17:29 Endstand.
Coach Uli Oberndorfer: „Es war sicher nicht unser bestes Spiel, aber wir haben gezeigt, dass wir als Team dazu in der Lage sind, einen Weg zu finden auch aus so einer Partie als Sieger vom Platz zu gehen.“
Der RFCA bleibt also auch im vierten Spiel dieser Saison ungeschlagen und steht weiter an der Tabellen-Spitze. Jetzt haben die Legionäre zwei Wochen Zeit ihre Blessuren auszukurieren ehe es zum Spitzenspiel nach Nürnberg geht. Die Franken sind das einzige weitere – auf dem Platz – ungeschlagene Team der Liga und stehen nur deshalb hinter Augsburg in der Tabelle, weil ihnen die ersten beiden Siege wegen fehlender Spielerpässe aberkannt wurden. Dort wird sich zeigen, ob diese Mannschaft das Zeug dazu hat Bayerischer Meister zu werden. Die Mannschaft ist jedenfalls heiß und kann es kaum erwarten wieder auf dem Platz zu stehen.
Für jeden Augsburger Rugby-Fan kann es also nur heißen: Dickes Kreuz im Kalender: 4. November. 14:30. Sportplatz Erlensteg, Nürnberg.